Ausschnitt aus unserem Kunstkatalog, Vorwort von Anna Wondrak

Anna Wondrak zum Wert eines Kunstwerks

Fast täglich überprüfe ich Versicherungslisten, checke Lagertabellen und verwalte Zustandsprotokolle. Notiere Rekorderlöse in Auktionen. Der Kunstmarkt ist sehr präzise und oft unerbittlich, wenn es um den Wert eines Kunstwerks geht. In meiner Arbeit als Kunstberaterin habe ich in den letzten Jahren ganze Datenbanken mit tausenden von Kunstwerken gefüllt – die Beschäftigung mit dem oft verrückten Wertesystem in der Kunst ist dabei ein nicht unwesentlicher Teil meines Alltags. Dabei bestimmt sich der Wert eines Kunstwerks nicht durch eine rein ästhetische Einschätzung oder messbare Eigenschaften wie Materialität oder Herstellungskosten. Es sind vielmehr Eigenschaften, die ihm von Protagonisten des Kunstmarkts (wie Galeristen, Auktionshäusern, Kuratoren oder Kunsthistoriker) zugeteilt werden und so seinen Wert auf dem Markt festlegen. Doch Bewertungen wie Markt-, Inventar- oder Versicherungswerte sind unterm Strich nur Zahlen, die im Falle eines Verlustes in der Regel etwas ganz Wesentliches nicht wiederbringen können: das Kunstwerk selbst. Und jenseits all dieser marktorientieren Werte gibt es zum Glück noch andere Kriterien, nach welchen sich der Wert eines Kunstwerks bemessen lässt.

Dem Monetären und Investmentgedanken steht nämlich etwas Wichtiges gegenüber: das Emotionale, das intuitive Haben-Will, das Sich-Verlieben. Denn: der Kunstgenuss ist ein sinnliches Erleben. Egal ob ich Ausstellungen kuratiere oder Kunstwerke vermittle – schon oft habe ich bei Kunstkäufern (sei es „Ersttätern“ oder langjährigen Sammlern) dieses Leuchten in den Augen gesehen, wenn sie „ihr“ Kunstwerk gefunden haben, das für sie persönlich einen ganz besonderen Wert hat. Etwas, das sie berührt, zum Nachdenken anregt – oder auch aufregt. Das einen Denkprozess in Gang setzt, einen zweiten Blick herausfordert. Künstler nutzen ihre Autonomie, fast jedes Thema frei von Normen abzubilden und sich ständig neu zu erfinden. Kunst kann unsere Wahrnehmung verändern und uns dazu bringen, unsere oft eingefahrene Sichtweise auf die Dinge zu hinterfragen. Darin liegt für mich ihr individueller, transzendenter Wert und gesellschaftlicher Nutzen.

Leuchtende Sammleraugen sind gut – leuchtende Kinderaugen noch besser. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, mit Stella Bildung Bewegt e.V. diese Kunstauktion zu organisieren. Empathie und die Unterstützung von Menschen, die im Leben nicht so viel Glück haben wie wir, sind essenzielle Werte für mich – Werte, die ich als Mutter auch meinem eigenen Kind vermittle.

Bringen Sie deshalb Kinderaugen zum Leuchten und bieten Sie mit!

Herzlich,

Ihre Anna Wondrak